Evangelische Akademie Thüringen

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Abfälle sind Wertstoffe

An der Diskussion zu Recycling und Kreislaufwirtschaft beteiligen sich etliche der gut 30 Interessierten, die für den Augustinerdiskurs ins Augustinerkloster gekommen sind. Foto: © Leni Kästner/EAT
An der Diskussion zu Recycling und Kreislaufwirtschaft beteiligen sich etliche der gut 30 Interessierten, die für den Augustinerdiskurs ins Augustinerkloster gekommen sind. Foto: © Leni Kästner/EAT

Dass es vorteilhaft ist, einmal gewonnene Ressourcen möglichst lange zu nutzen und nicht sofort wieder zu entsorgen, ist schnell Konsens auf dem Podium beim Augustinerdiskurs „Recycling-Weltmeister? Der lange Weg zu nachhaltigen Kreislaufwirtschaft“ am 9. September. Aber im Detail ist die Situation dann doch wesentlich komplexer.

Besonders am Beispiel typischer Verbraucherabfälle wird schnell deutlich: Die Mülltrennung funktioniert nur teilweise. Thomas Bertram (Stadtwerke Erfurt) berichtet, dass ein Drittel des Inhalts von Restmülltonnen eigentlich in den gelben Sack gehöre. Dadurch gehen Wertstoffe für das Recycling verloren. Und von den Kunststoffen im gelben Sack könnten maximal ein Drittel stofflich verwertet werden. Janine Korduan (B.U.N.D.) beschreibt Deutschland als Plastikexport-Europameister (immerhin eine Million Tonnen Kunststoffe werden jährlich exportiert) und fordert die absolute Senkung des Materialeinsatzes. Dazu müssten Abfälle sortenrein gesammelt und einheitlichere Kunststoffe verwendet werden.

Der Unternehmer Heiko Rittweger setzt dagegen auf die Kraft des kreativen Wettbewerbs. Er stellt unterschiedliche Ansätze für Stoffkreisläufe bestimmter Produkte (Flaschen, Kaffeekapseln) vor – welche sich durchsetzen werden, sei noch offen. Janine Korduan sieht in marktorientierten Lösungsansätzen keine Zukunft, da sie die absoluten Verbräuche nicht reduzierten. Daher müssten die Preise ehrlich sein und schädliche Praktiken verboten werden. Thomas Bertram hält die deutliche Ausweitung von Pfand- und Mehrwegsystemen insbesondere bei Verpackungen für eine effektive Methode, das Abfallaufkommen zu reduzieren.

Die Bewahrung der Schöpfung ist ohne geschlossene Stoffkreisläufe nicht denkbar. Der Weg zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft ist allerdings noch lang. An diesem Abend wird deutlich, dass es einfache Antworten nicht gibt – und dass jede und jeder durch Konsum- und Wahlentscheidungen, Mülltrennung und Bewusstseinsbildung dazu beitragen kann, diesen Weg zu verkürzen.