Evangelische Akademie Thüringen

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Der Tod verbindet uns doch alle

  • Der Gottesacker in Neudietendorf im Februar 2023. Foto: © Kranich/EAT
    Der Gottesacker in Neudietendorf im Februar 2023. Foto: © Kranich/EAT
  • Schneeglöckchen vom Gottesacker Neudietendorf. Foto: © Kranich/EAT
    Schneeglöckchen vom Gottesacker Neudietendorf. Foto: © Kranich/EAT
  • Die Tagung leiteten gemeinsam Dr. Sebastian Kranich und Dr. Jutta Kranich-Rittweger. Foto: © Wuttke/EAT
    Die Tagung leiteten gemeinsam Dr. Sebastian Kranich und Dr. Jutta Kranich-Rittweger. Foto: © Wuttke/EAT

„Ich lebe auf der Erde, / weil ich hier sterben werde. / Mach nicht so’n Gesicht, / als stürbest du hier nicht.“ (Stephan Krawczyk)

Doch wie kann das gehen? In ihren Ausführungen über die Todesangst führte Dr. Jutta Kranich-Rittweger aus: Diese Angst sei nichts Pathologisches. Sie gehöre zum Menschsein dazu. Denn, so die Theologin und Psychologin/Psychotherapeutin, Paul Tillich zitierend: „Existenz schließt Endlichkeit ein, und Angst ist das Gewahrwerden der eigenen Endlichkeit.“ Einen völlig angstfreien Menschen gebe es daher nicht. Dennoch sei es möglich, auch jene Angst zu reduzieren – vermittels aktiver Auseinandersetzung.

Frauen wie Männer, jüngere wie ältere Menschen waren am 24. und 25. Februar nach Neudietendorf gekommen. Bei der auf 24 Gäste begrenzten Tagung „Mein Umgang mit der (Un-)Endlichkeit. Angst- und Hoffnungsbilder im Gespräch“ entstand in Vorträgen, Diskussionen und vor allem in zwei Gesprächsgruppen ein offener und geschützter Raum. Von frühen eigenen Erfahrungen mit Sterben und Tod in der Kindheit bis hin zu Erfahrungen, die noch nicht lange zurückliegen und schwer lasten – alles konnte zur Sprache kommen.

Ein Teilnehmer resümierte das mit den Worten: „Der Tod verbindet uns doch alle. Warum heben dann viele die Hände und wehren ab, wenn darüber geredet wird? Eigentlich kann man doch am besten miteinander darüber reden, wie wir es hier machen. Es ist gut, dass es diesen Raum dafür hier gibt.“

Im Erzählen von Geschichten wurden Verlusterfahrungen geteilt. Im Austausch über Gefühle und Bilder der Angst wie der Hoffnung wurde deutlich: In Bildern lassen sich Gefühle ausdrücken, seien es alte und biblische Bilder, seien es eigene. Bilder eröffnen zugleich Perspektiven. Man kann von einem zu anderen gehen, wie in einer Galerie, ohne etwas oder sich selbst komplett festlegen zu müssen. Bilder und Vorstellungen über den Tod hinaus sind eine kreative Chance, aber kein Muss. Dazu ein anderer Teilnehmer: „Ich muss mir das, was nach dem Tod kommt, nicht ausmalen. Es wird gut sein, es wird schön sein. Das reicht mir.“

Der heimliche Star der Tagung war ein Sträußchen Schneeglöckchen, gepflückt auf dem Gottesacker, dem Friedhof der Brüdergemeine. Als kleines grün-weißes Zeichen christlicher Hoffnung stand und leuchtete es im Blickfeld bei Vortrag und Diskussion, bei Abend- wie Morgenandacht, bis hin zum Reisesegen.