Ev. Akademie Thüringen beim 15. Bundeskongress für politische Bildung
Alle zwei Jahre findet der Bundeskongress politische Bildung statt. In diesem Jahr fand er unter dem Titel „Gegenwartsdeutungen – Zukunftserzählungen. Politische Bildung in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche“ in Weimar statt.
„Gewissheiten sind keine Gewissheiten mehr,“ beschrieben die Veranstalter in der Ankündigung des Kongresses das derzeitige Lebensgefühl vieler Menschen. Durch die vielen Krisen scheint wenig planbar, und der gesellschaftliche Diskurs wird – längst nicht nur im Netz – immer aggressiver. Die großen Versprechen der Demokratie von Gleichheit und Wohlstand seien vielfach nicht mehr glaubwürdig und das Vertrauen, dass demokratische Verfahren hier Abhilfe schaffen können, schwinde zusehends. So sprach PD Dr. Veith Selk, TU Darmstadt, gar von einer „Demokratiedämmerung“. Prof. Dr. Naika Foroutan, Leiterin des Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung, forderte in der Auftaktveranstaltung ein Abrüsten der gesellschaftlichen Auseinandersetzung: „Wie kommen wir weg vom mutwilligen, gehässigen maximalen Missverstehen? Dem Wegdrängen des Anderen ins Extremistische?“
Die dafür nötigen Handwerkszeuge wie Ambiguitätstoleranz, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel oder auch die Vermittlung demokratischer Werte sind zentrale Aufgaben der politischen Bildung. Angesichts der eher düsteren Gegenwartsanalyse des Bundeskongresses scheint sie daher umso notwendiger, um zu positiven Zukunftserzählungen zu kommen. Dass die geplanten Mittelkürzungen im Bundeshaushalt bei der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Kinder- und Jugendplan des Bundes dem entgegenstehen, war an vielen Stellen Thema.
Neben düsteren Analysen, wissenschaftlichen Diskursen und Protestaktionen gegen die Kürzungen gab es eine Menge Praxiseinblicke. Die Ev. Akademie Thüringen war mit einem Workshop gemeinsam mit dem CJD dabei und stellte ein Forumtheater-Projekt mit Jugendlichen mit Beeinträchtigungen vor.
Der Bundeskongress Politische Bildung ist eine Kooperationsveranstaltung von Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) und Bundesausschuss Politische Bildung (bap).