Evangelische Akademie Thüringen

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Umweltbewusst und anfällig für Populismus…. Ergebnisse der 18. Shell Jugendstudie

  • Pädagoginnen und Pädagogen aus Thüringen diskutierten die Ergebnisse der 18. Shell Jugendstudie, u.a. mit Dr. Axel Salheiser vom IDZ, Jena (Mitte). Foto: © EAT
    Pädagoginnen und Pädagogen aus Thüringen diskutierten die Ergebnisse der 18. Shell Jugendstudie, u.a. mit Dr. Axel Salheiser vom IDZ, Jena (Mitte). Foto: © EAT
  • Dr. Thomas Gensicke stellte einen Ausschnitt der Ergebnisse der 18. Shell Jugendstudie vor. Foto: © EAT
    Dr. Thomas Gensicke stellte einen Ausschnitt der Ergebnisse der 18. Shell Jugendstudie vor. Foto: © EAT
  • Ingo Weidenkaff, LAG Kinder- und Jugendschutz Thüringen e.V., fasste die wichtigsten Stränge der Diskussion abschließend zusammen. Foto: © EAT
    Ingo Weidenkaff, LAG Kinder- und Jugendschutz Thüringen e.V., fasste die wichtigsten Stränge der Diskussion abschließend zusammen. Foto: © EAT

Die Shell Jugendstudie ist eine Institution in der Jugendforschung. Seit den 1950er Jahren erhebt sie das Lebensgefühl der jungen Generation – zunächst in West- und dann im vereinigten Deutschland. Entsprechend groß war das Interesse an Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse der 18. Studie unter dem Titel „Eine Generation meldet sich zu Wort“. 140 Menschen aus Jugendverbänden, Schulen und anderen Bereichen der Jugendarbeit waren am vergangenen Freitag der Einladung der Evangelischen Akademie, des Landesjugendrings Thüringen e.V. und der LAG Kinder- und Jugendschutz Thüringen e.V. ins Augustinerkloster zu Erfurt gefolgt. Dr. Thomas Gensicke, langjähriger Mitautor der Shell Jugendstudie, stellte einen Ausschnitt der jüngsten Ergebnisse vor. Dr. Axel Salheiser vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) aus Jena kommentierte aus Sicht des Thüringen Monitors und warf einen spezifischen Blick auf die jungen Thüringerinnen und Thüringer. In der anschließenden Fishbowl-Diskussion waren alle eingeladen, vorne Platz zu nehmen und ihre Perspektive einzubringen.

Dr. Thomas Gensicke machte in seinem Vortrag deutlich, dass es große Unterschiede zwischen Jugendlichen gibt und sich längst nicht eine ganze Generation zu Wort melde. Stattdessen zeigen die Ergebnisse eine kleine, wachsende Gruppe hochinteressierter junger Menschen, die sich vor allem an Gymnasien, Universitäten und in den Städten finden lassen. Einen Anstieg des politischen Interesses gibt es insbesondere bei jungen Frauen. Zudem habe sich das Themeninteresse verlagert. „Umweltschutz kannibalisiert Soziales“, bringt es Gensicke überspitzt auf den Punkt. Insgesamt sehe er bei Jugendlichen keinen Rechtsruck, sondern eher eine Verschiebung nach politisch Links. Im Kontrast dazu stehe eine hohe Anfälligkeit für populistische Aussagen, die sich auch im Thüringen Monitor findet. Ein Beispiel ist die Aussage, man könne nichts Schlechtes gegen Ausländer sagen, ohne als Rassist bezeichnet zu werden. Über die Hälfte aller Befragten stimmte dem zu.

In der Interpretation dieser Befunde waren sich Gensicke und etliche Teilnehmende des Fachgesprächs uneinig. Gensicke vermutet darin eine Kritik am Management der Migration – insbesondere 2015 – und rät zur Mäßigung. Aus den Reihen der Jugendarbeit kam eher die Vermutung, dass das dauerhafte, populistische Narrativ, dass Political Correctnes Meinungsfreiheit einschränke, auch an Jugendlichen nicht spurlos vorüber gehe. Hier sei Jugendbildung gefragt, Demokratieerfahrungen zu ermöglichen. Dafür brauche es demokratische Vorbilder – in Schule, Familie und Jugendarbeit – und Freiräume, damit Jugendliche sich selbst entfalten können. Diese fehlen aber vor allem im ländlichen Raum, wo es an Strukturen und Mobilitätsressourcen mangelt. Wenn Sozialisation im Jugendalter außer im Klassenzimmer hauptsächlich an der Bushaltestelle stattfindet, kann das für Demokratie und Zivilgesellschaft auf Dauer nicht gut sein!