Evangelische Akademie Thüringen

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Unvereinbar? Aufrüstung und Friedensverantwortung - damals und heute

  • Filmabend zu Carl Friedrich von Weizsäcker im gut gefüllten Kirchensaal der Brüdergemeine Neudietendorf. Foto: © Funk/EAT
    Filmabend zu Carl Friedrich von Weizsäcker im gut gefüllten Kirchensaal der Brüdergemeine Neudietendorf. Foto: © Funk/EAT
  • Zu Gast war die Regisseurin Dr. Elisabeth Raiser, die nach dem Film Rede und Antwort stand - auch zu aktuellen Überlegungen zur Friedenspolitik. Foto: © David Wiedemann
    Zu Gast war die Regisseurin Dr. Elisabeth Raiser, die nach dem Film Rede und Antwort stand - auch zu aktuellen Überlegungen zur Friedenspolitik. Foto: © David Wiedemann

Bei manchen Themen wünscht man sich nicht, dass sie jemals wieder aktuell werden. Gerne würde man aus der zeitlichen Distanz über sie sprechen, sie anhand von historischen Ereignissen gediegen-sachlich auswerten und sich versichern, dass wir um so viel weitergekommen sind in den letzten Jahren. Leider sieht die Realität anders aus.

Als am vergangenen Freitagabend in Neudietendorf 55 Menschen zusammengekommen waren, um einen Dokumentarfilm zum Physiker und Philosophen Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007) zu sehen und anschließend mit der Regisseurin Elisabeth Raiser ins Gespräch zu kommen, da konnte und sollte die brisante aktuelle Lage nicht außen vor bleiben.

Im Film „Kreisgang“ ging es um eine andere Zeit: die Entwicklung und ersten Abwürfe von Atombomben in den späten Kriegs- und frühen Nachkriegsjahren und das anschließende Wettrüsten im Kalten Krieg sowie die darauf antwortende Friedensbewegung mit dem Ruf nach Abrüstung. Carl Friedrich von Weizsäcker hatte in all diesen Jahren eine tragende Rolle, zunächst als Mitentwickler der Atomphysik, dann als Friedensforscher und politischer Philosoph. Seine Verantwortung sah er in der Abschaffung der Institution Krieg und dem Verständnis der internationalen Politik als Weltinnenpolitik.

Die Parallelen zum politischen Tagesgeschehen waren für viele der aus ganz Thüringen angereisten Teilnehmenden erschreckend und während des Films nicht wegzudenken. So richteten sich die Fragen danach auch direkt auf den Krieg in der Ukraine und auf die Handlungsspielräume Deutschlands, der EU und der NATO. Ist es ein Fehler, abzurüsten, solange es immer noch Länder gibt, die dies nicht tun? Haben Sanktionen die erhoffte schnelle Wirkung? Müssen wir wirklich mit dem Einsatz von Atomwaffen rechnen? Und was hätte Weizsäcker selbst zu all dem heute gesagt? Elisabeth Raiser scheute als Historikerin, Filmemacherin, engagierte Christin und nicht zuletzt als Tochter Carl Friedrich von Weizsäckers keine dieser Fragen und antwortete ausführlich auf kluge, ehrliche Weise.

Nach den Hinweisen auf Friedensdemonstrationen an unterschiedlichen Orten schloss der offizielle Teil des Abends mit einem Friedensgebet ab – schließlich war man im Kirchensaal der Brüdergemeine zusammengekommen. Einige blieben noch auf ein persönliches Gespräch mit der Berliner Regisseurin und den Veranstalter:innen.

Die nächste Gelegenheit zu einem Filmabend zum Thema Weltverantwortung gibt es am Montag, den 21. März beim Augustinerflm „Das Salz der Erde“ im Augustinerkloster zu Erfurt.