Evangelische Akademie Thüringen

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Aggregat – ein Ganzes aus unverbundenen Einzelteilen

Szenen einer Demokratie zeigt der Dokumentarfilm "Aggregat". Foto: hoch3media auf Unsplah
Szenen einer Demokratie zeigt der Dokumentarfilm "Aggregat". Foto: hoch3media auf Unsplah

Im Schambrowski – Kino, Filmverleih und Fachbibliothek für Graffiti im Erfurter Norden – wurde ein besonderer Kinoabend unter dem Titel „Die da oben oder wir hier unten?“ veranstaltet. Organisiert haben ihn Dania Borm (FSJ Politik, Landesgeschäftsstelle Bündnis 90/Die Grünen Thüringen ) und Max Deubel (FSJ Politik, Partnerschaft für Demokratie Gotha), die im Rahmen ihres Freiwilligendienstes die Aufgabe hatten, ein eigenes Projekt auf die Bühne zu stellen. Im Anschluss sprach Regisseurin Marie Wilke mit Madeleine Henfling, Vizepräsidentin des Thüringer Landtags, und Dr. Annika Schreiter von der EAT über Beteiligung und Demokratie.

Der Film zeigt eine Collage der politischen Lage der Jahre 2016 und 2017. In langsamen Einstellungen und aus zum Teil ungewöhnlichen Perspektiven beobachtet das Publikum u.a. eine Pegida-Demo, eine Führung im Deutschen Bundestag, einen Kreisparteitag in Meißen oder die redaktionelle Arbeit beim MDR zu einem Beitrag über die Identitäre Bewegung. Kommentiert wird nichts. Die Bilder stehen für sich. Häufig sind auch eher diejenigen zu sehen, die eine Situation beobachten und gar nicht so sehr die Handlung an sich, die durch den Ton aus dem Off transportiert wird. Manches ist unfreiwillig komisch. Vieles wirkt wie aus einer anderen Zeit – vor der Corona-Pandemie und bevor die AfD im Bundestag saß. Vieles ist aber aktueller denn je, wie die Hilflosigkeit angesichts von Menschen, die in wütenden Sprechchören auf offener Straße skandieren, dass sie nichts mehr sagen dürfen. Der Titel „Aggregat“ ist von einem Kunstwerk von Joseph Beuys inspiriert, das im Reichstagsgebäude vor dem Plenarsaal steht. Ein Ganzes aus unverbundenen Teilen, die doch alle zusammengehören.

In der Diskussion sagte Marie Wilke über ihren Film: „Es ist schon auch eine Art Beziehungsdrama.“ Auf der einen Seite seien so viele Bürgerinnen und Bürger, die sich beschweren, dass Politik so weit weg sei und ihnen niemand zuhöre. Auf der anderen Seite säßen Politiker:innen in halbleeren Räumen bei Bürgerdialogen und fragten sich, warum niemand komme.

Der Film ist in der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung verfügbar. Absolute Empfehlung, ihn sich noch einmal anzuschauen!