Evangelische Akademie Thüringen

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Arbeit in Zeiten der Corona-Pandemie

Wer es gemäß der Tätigkeiten kann, soll von zu Hause arbeiten. "Stay Home" ist aber nicht für alle möglich. Bild: logan weaver/unsplash
Wer es gemäß der Tätigkeiten kann, soll von zu Hause arbeiten. "Stay Home" ist aber nicht für alle möglich. Bild: logan weaver/unsplash

Die aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt. Die Mehrheit derer, die nicht in Kurzarbeit sind oder einen „systemrelevanten Beruf“ haben, arbeitet derzeit im Home Office. So gesehen steckt in der Krise eine Chance: Zwangsweise arrangieren sich jetzt viele mit Heimarbeit, die dies bisher vermieden haben. Laut Bitkom arbeiten derzeit die Hälfte der Beschäftigten ganz oder teilweise im Home Office! So ist es sehr wahrscheinlich, dass die Arbeitswelt nach der Krise anders aussehen wird als zuvor.

Das mobile Arbeiten hat seine Vorzüge und Nachteile (Studienleiter Holger Lemme im Interview für Landeswelle Thüringen). Im Augenblick jedoch gibt es ohnehin keine Alterative. Und so wird zumindest die Lernkurve steil ansteigen: Je mehr wir uns mit der Software für Video- oder Telefonkonferenzen beschäftigen, je besser wir die Tools für die Online-Zusammenarbeit nutzen lernen, desto effektiver werden wir sie auch später einsetzen. Dadurch können wir Beruf und Familie besser unter einen Hut bringen oder die Fahrzeit (sowie den CO2-Ausstoß) des Wegs zur Arbeit sparen. Und wir lernen neu wertschätzen, was die Zusammengehörigkeit wirklich stärkt: der persönliche Kontakt, das Wort auf dem Gang, die gemeinsame Kaffeepause. Daher sollte mobiles Arbeiten immer nur als Ergänzung, nie als Ersatz für Arbeit in Büro oder Betrieb verstanden werden, um Isolation und Einsamkeitserfahrungen vorzubeugen – Ausnahmesituationen wie derzeit natürlich ausgenommen.

Doch die Corona-Krise liefert auch noch andere Einsichten. Bundesarbeitsminister Heil hat erkannt, dass die Leistungsträger der Gesellschaft nicht immer die in Anzug und Krawatte sind. Endlich scheint sich die gesellschaftliche Stimmung zu wandeln. Mehr Anerkennung und Wertschätzung für diejenigen, die gerade nicht im Home Office sitzen, sondern täglich konkrete und lebensnotwendige Dienstleistungen am Menschen erbringen, sind angesagt. Verkäuferinnen, Pflegekräfte, Helfer in der Landwirtschaft, aber auch die Mitarbeitenden in Kinderbetreuung, Logistik und Notdiensten setzen sich derzeit über die Maßen für ihre Mitmenschen ein. Da bleibt zu hoffen, dass sich dies umgehend in besserer Bezahlung, besseren Arbeitsbedingungen und verbreitet abgeschlossenen Tarifverträgen äußert. Ein Zurück zum Status Quo Ante darf es nicht geben. Denn dann hätten wir die Chance der Krise verspielt.