Evangelische Akademie Thüringen

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Eine Idee für „sozialromantische Spinner“?

  • Mit einem Vortrag zu den gesellschaftlicen Chancen eröffnet Prof. Dr. Ute Fischer die Tagung "1000 Euro jeden Monat? Das Bedingungslose Grundeinkommen im Faktencheck" an der Evangelischen Akademie Thüringen. Foto: (c) Claudia Wohlbür/EAT.
    Mit einem Vortrag zu den gesellschaftlicen Chancen eröffnet Prof. Dr. Ute Fischer die Tagung "1000 Euro jeden Monat? Das Bedingungslose Grundeinkommen im Faktencheck" an der Evangelischen Akademie Thüringen. Foto: (c) Claudia Wohlbür/EAT.
  • Rund 40 Tagungsgäste diskutieren in unterschiedlichen Arbeitsgruppen über die Weiterentwicklung des Sozialstaats, die Finanzierbarkeit eines Grundeinkommens und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Foto: (c) Claudia Wohlbür/EAT.
    Rund 40 Tagungsgäste diskutieren in unterschiedlichen Arbeitsgruppen über die Weiterentwicklung des Sozialstaats, die Finanzierbarkeit eines Grundeinkommens und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Foto: (c) Claudia Wohlbür/EAT.
  • Bei einem Experiment auf dem Erfurter Bahnhofsvorplatz testet ein Teil der Tagungsgäste die Reaktion von Passanten auf ein bedingungsloses Geldgeschenk. Foto: (c) René Thumser.
    Bei einem Experiment auf dem Erfurter Bahnhofsvorplatz testet ein Teil der Tagungsgäste die Reaktion von Passanten auf ein bedingungsloses Geldgeschenk. Foto: (c) René Thumser.

Welches Potential steckt im Bedingungslosen Grundeinkommen? Ist es eine ferne Utopie oder kann es den Weg zu einer Reform des Sozialstaats weisen? Rund 40 Interessierte und Expertinnen diskutierten am vergangenen Wochenende auf der Tagung „1000 Euro jeden Monat?“ über die Chancen und Risiken eines Grundeinkommens.

Prof. Dr. Ute Fischer sieht im Grundeinkommen einen Vertrauensvorschuss, der Bindung schafft. Denn Bürgerinnen und Bürger erhielten so Anerkennung für ihr Tun auch jenseits der Erwerbsarbeit – in Bereichen, in denen sie heute keine oder kaum Wertschätzung erhalten. Prof. Dr. Georg Vobruba differenziert zwischen den Ideen und der Akzeptanz, die sie in der Bevölkerung haben. Man könne nicht das „Blaue vom Himmel“ erwarten, aber es sollte möglich sein, über den Status Quo hinauszudenken. Der Ökonom Dr. Maximilian Sommer analysiert, dass nicht gleichzeitig alle sozial-, beschäftigungs- und finanzpolitischen Ziele erreicht werden könnten. Dennoch sehe er Chancen für ein Grundeinkommen.

Am zweiten Tag wurde dann experimentiert: Einige Tagungsgäste verteilten in Erfurt bedingungslos 5 € an Passanten, um die Reaktion auf die Geschenke zu testen. Sie waren sehr unterschiedlich: Viele waren zurückhaltend bis skeptisch – und fragten nach der Gegenleistung, die sie zu erbringen hätten. Andere fanden, es gäbe Menschen, die bedürftiger als sie selbst seien. Aber es gab auch einige, die dankend annahmen. Zumeist entspann sich dadurch ein konstruktives Gespräch über das Bedingungslose Grundeinkommen.

Auf der Tagung kamen soziologische, ökonomische und künstlerische Perspektiven zur Sprache, die eine umfassende Auseinandersetzung ermöglichten. Die Diskussionen waren sachlich, zuweilen aber auch emotional und hitzig. Wie würde ein Grundeinkommen unsere Gesellschaft verändern? Wäre es gerecht? Und wie moralisch ist eigentlich die Gesellschaft? Auch wenn die Antworten darauf unterschiedlich ausfielen: Das Bedingungslose Grundeinkommen bleibt ein (Zukunfts-)Thema.

Es berichteten Antenne Thüringen und die Thüringer Allgemeine.

Einige der Vorträge und Materialien zu den Arbeitsgruppen stehen für Sie auf unserer Veranstaltungsseite bereit.