Evangelische Akademie Thüringen

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Im Schatten des Drachen die Vergangenheit neu erleben

  • Mittendrin im Adventure Game: Die Zeitagenten haben den „Drachen“ an seinem Plan gehindert und Luther kann vorerst sicher auf die Wartburg fliehen... Foto: © Gerhardt/EAT
    Mittendrin im Adventure Game: Die Zeitagenten haben den „Drachen“ an seinem Plan gehindert und Luther kann vorerst sicher auf die Wartburg fliehen... Foto: © Gerhardt/EAT
  • Erstmalig fand auf der Wartburg ein Live-Rollenspiel statt: ein idealer Ort für eine "Zeitreise" in Luthers Lebenswelt. Foto: © Gerhardt/EAT
    Erstmalig fand auf der Wartburg ein Live-Rollenspiel statt: ein idealer Ort für eine "Zeitreise" in Luthers Lebenswelt. Foto: © Gerhardt/EAT
  • Bei der Auswertung am letzten Tag galt es, wieder aus den Rollen "herauszuschlüpfen" und über das Gespielte ins Gespräch zu kommen. Foto: © Gerhardt/EAT
    Bei der Auswertung am letzten Tag galt es, wieder aus den Rollen "herauszuschlüpfen" und über das Gespielte ins Gespräch zu kommen. Foto: © Gerhardt/EAT

1521: Auf dem Rückweg von Möhra nach Eisenach vertreten sich Martin Luther und sein Reisegefährte Nikolaus von Amsdorff auf einer Waldlichtung die Beine. Sie sprechen über die Ereignisse des Reichstags in Worms, als ihnen plötzlich eine Gruppe Bewaffneter den Weg verstellt. Man wolle Luther mitnehmen, auf Geheiß des Kurfürsten, so heißt es. Noch während Luther und Amsdorff protestieren, taucht wie aus dem Nichts eine Gruppe Jugendlicher auf, die sich zwischen sie und die Wegelagerer stellt. Als sei Luthers Verwirrung dann nicht schon groß genug, erscheinen auch noch weitere Personen, die von sich behaupten, ihn in Sicherheit bringen zu wollen. Was wird hier gespielt und wer sagt die Wahrheit?

So oder so ähnlich mag es (vielleicht) gewesen sein, als Martin Luther zum „Junker Jörg“ wurde und im Exil das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Im Adventure Game „Im Schatten des Drachen“, das vom 2. bis 4. Juli in Eisenach stattfand, spürte eine Gruppe Jugendlicher dem Schicksal Junker Jörgs nach und sorgte dafür, dass die Geschichte jenen Lauf nahm, den wir kennen. Im Spiel schlüpften sie dazu in die Rollen frisch gebackener Zeitagentinnen und -agenten, die im Auftrag einer Zeitreiseagentur in die Vergangenheit sprangen. In einzelnen Episoden, die im 16. Jahrhundert zu Stationen des Lebens Martin Luthers spielten, mussten sie die Pläne des „Drachens“ und seiner Schergen vereiteln, die die Reformation verhindern wollten. So galt es im März 1518 etwa, dafür zu sorgen, dass Luther seinen „Sermon von dem Ablass und Gnade“ in Druck geben konnte, bevor der Drache das Manuskript gegen eine Fälschung austauschte. Bei der Entführung im Glasbachgrund 1521 mussten die Teilnehmenden verhindern, dass Luther von den falschen Entführern mitgenommen, statt von den Dienern Friedrichs des Weisen auf die Wartburg gebracht wurde.

Auf der Burg schließlich ging es um ein Ränkespiel mit (falschen) Informationen: Als Junker Jörg schickte und erhielt Luther zahlreiche Briefe, die vom Drachen gegen Fälschungen ausgetauscht und von den Jugendlichen rechtzeitig identifiziert werden mussten. Beim großen Finale auf dem Burghof konnte der Bösewicht dann jedoch festgenommen und der Zeitagentur übergeben werden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich außer den Spielenden bereits keine Besucher mehr auf der Wartburg – gewissermaßen ein „historischer Moment“ für alle Beteiligten, denn nie zuvor hatte auf der über 900 Jahre alten Burg ein ähnliches Abenteuerspiel stattgefunden.

Am Sonntag nach dem Spiel waren alle Teilnehmenden daraufhin zu einer gemeinsamen Reflexion darüber eingeladen, was sie im Spiel erlebt hatten und welche Themen und Inhalte sie daraus auf ihre persönliche Realität übertragen konnten. So kamen beispielsweise Fragen auf über die Zeit, in der Luther gelebt hat, die Reformation und ihre Bedeutung für die heutige Gesellschaft, den Umgang mit Informationen und Fake News oder auch die Möglichkeiten, wie jeder Mensch mit seinem Handeln Veränderung herbeiführen kann.

Die Veranstaltung war eine gemeinsame Kooperation der Evangelischen Akademie Thüringen, der Jugendbildungsstätte Junker Jörg, dem Waldritter e.V., der Stiftung Lutherhaus Eisenach und der Wartburg-Stiftung.