Evangelische Akademie Thüringen

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Projekt „DENKOrte in Thüringen“ - Repression und Zivilcourage in der DDR

Erste Arbeitssitzung des wissenschaftlichen Beirats des Projekts "DENKOrte". Foto: © Thüringer Archiv für Zeitgeschichte
Erste Arbeitssitzung des wissenschaftlichen Beirats des Projekts "DENKOrte". Foto: © Thüringer Archiv für Zeitgeschichte

Am 1. März kam der wissenschaftliche Beirat des Projekts „DENKOrte“ zu seiner ersten Arbeitssitzung im Thüringer Archiv für Zeitgeschichte in Jena zusammen. Für die Evangelische Akademie ist Dr. Sebastian Kranich in diesem Gremium vertreten. Doch worum geht es in jenem neuen Projekt?

In Thüringen gibt es etablierte Orte der Erinnerung an die SED-Diktatur wie die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstrasse in Erfurt oder die Gedenkstätte Amthordurchgang Gera. Viele Orte widerständigen Handelns sind aber im öffentlichen Bewusstsein kaum oder gar nicht präsent. Gerade im ländlichen Raum erinnert oft wenig an die Geschichte vor Ort.

Kirchlichen Insidern ein Begriff aber sonst nicht im Fokus sind etwa Hartroda bei Schmölln und Braunsdorf bei Saalfeld: zwei Orte mitten in der Thüringer Provinz, zwei historische Orte mit ihrer jeweils eigenen spezifischen Geschichte: Um ein Leben in freier Selbstbestimmung führen zu können, gründete sich 1978 in Hartroda mit Unterstützung der Diakonie die erste Landkommune von Menschen mit körperlichen und ohne Behinderungen in Thüringen. In Braunsdorf-Dittrichshütte baute ab 1959 Pfarrer Walter Schilling das Rüstzeitheim auf, das sich zum Zentrum der Offenen Arbeit in Thüringen entwickelte und zum Pilgerort unangepasster und vom SED-Staat kriminalisierter Jugendlicher aus der gesamten Republik wurde. Boten die Wohngemeinschaft Hartroda und das Braunsdorfer Rüstzeitheim insbesondere für nonkonforme Jugendliche Räume und Strukturen zur freien Selbstentfaltung, waren diese Orte in den Augen der „Stasi“ Zentren der „politischen Untergrundtätigkeit“, die es zu bekämpfen galt. Hartroda und Braunsdorf: zwei Orte, an denen Geschichten über Erfahrungen von Ausgrenzung und Solidarität erzählt werden können – zwei gute Orte für das Projektvorhaben „DENKOrte“.

In der ersten Arbeitssitzung des wissenschaftlichen Beirats wurden Braunsdorf und Hartroda sowie das einstige Kinderheim auf der Veste Heldburg als Auftaktorte des Projekts bestätigt. Zudem wurden erste Kriterien für diese und künftige DENKOrte erarbeitet und Ideen gesammelt, wie solche historischen Orte, die an Repression, Opposition und Zivilcourage in der SED-Diktatur erinnern und über sie informieren sollen, nachhaltig und in einem partizipatorischem Prozess zu Lernorten entwickelt werden können.