Evangelische Akademie Thüringen

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Rund ums Lesen

Lesen bildet nicht nur, es befreit auch und eröffnet andere Welten. Foto: comfreak auf pixabay
Lesen bildet nicht nur, es befreit auch und eröffnet andere Welten. Foto: comfreak auf pixabay

Vor einem Monat, zwei Wochen nach dem Lockdown in Deutschland, starteten wir die Online-Umfrage „Zeit für Bücher – Was lesen Sie gerade?“, an der sich 33 Personen beteiligten. Die Ergebnisse sind nun in einem aktuellen Zwischenstand ausgewertet:

Die ersten Fragen galten dem generellen Leseverhalten; zum Einstieg ging es um die derzeitige Situation während der Corona-Krise. Brachte der verordnete „Hausarrest“ uns mehr Zeit für Literatur? Für die Mehrzahl der Befragten scheint dies so zu sein: 63,6% lesen durchaus mehr als zuvor, 36,4% nehmen bei sich keine wesentliche Steigerung im Lesekonsum wahr.

Was wird gelesen? Ganz vorne liegen Romane (72,7%), gefolgt von Tages- und Wochenpresse, Zeitschriften, Magazine (57,6%) und Fachliteratur und Wissenschaftliches (54,5%). 18,2% lesen Kurzprosa, Essays und Gedichte. Einzelne gaben bei „Anderes“ Biographien, Comics, Sagen und Märchen, Infos im Internet und Podcasts an. Mehrfachnennungen waren natürlich möglich.

Der Großteil der Teilnehmenden liest überwiegend Gedrucktes (87,5%); zu elektronischen Formaten wie e-books, kindle usw. greifen nur 6,3%. 15,6% sind lesend hauptsächlich online unterwegs, z.B. auf Nachrichtenseiten, in Internetforen oder bei Wikipedia (auch hier waren Mehrfachnennungen möglich).

Besonders spannend wurde es bei den Fragen, was gerade gelesen wird, wie es gefällt, und welche Lektüren die Lesenden die letzten Wochen und Monate beschäftigt, erfreut, bereichert, vielleicht auch aufgewühlt oder verärgert haben. Die gesammelte Liste der Buchtitel, Autoren und Bewertungen kann man hier einsehen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass erstaunlich viel klassische Weltliteratur darunter ist, mitunter auch mit aktuellen Bezügen, wie z.B. „Die Pest“ von Albert Camus. Geärgert haben sich viele über die Berichterstattungen der Medien zur Corona-Pandemie.

Die Teilnehmenden haben sich sogar von der – vielleicht schwierigsten – Frage nicht abschrecken lassen, welche drei Bücher mit zum Besten gehören, was sie je gelesen haben. Bewusst wurde nicht nach „den drei besten Büchern“ gefragt, denn „mit zum Besten“ lässt Spielraum offen für lebenszeitliche Veränderungen oder gerade nicht in Erinnerung Befindliches – wie das eben so ist, wenn man viel liest und gelesen hat. Die alphabetische Liste, nach Autornamen geordnet, findet sich hier. Germanistikprofessoren würden nicht völlig enttäuscht sein: Die deutsche Hochliteratur kommt durchaus vor – allen voran Thomas Mann, aber auch Christa Wolf, Martin Walser, Robert Musil und Hermann Hesse.

Die wegen Corona ausgefallenen Literarischen Salons der Evangelischen Akademie Thüringen hätten das Thema „Kleinste Ortschaften“ aufgegriffen. Deshalb richtete eine Frage das Interesse speziell auf Literatur zum Leben im ländlichen Raum. Die Mehrzahl hatte sofort Beispiele parat: Meistgenannt waren die Romane „Unterleuten“ von Juli Zeh sowie „Mittagsstunde“ und „Altes Land“ von Dörte Hansen – übrigens zwei Autorinnen, die oft angegeben wurden bei den Fragen, wen man bei einer Lesung hören oder wessen Bücher man gemeinsam besprechen möchte. Hier die Buchempfehlungen der Befragten zum Thema.

Beim letzten Eingabefeld konnten weitere Bemerkungen hinterlassen werden. Dort bekundeten viele ihr Interesse an einer Auswertung der Umfrage, insbesondere in der Hoffnung, gute Lesetipps von den anderen zu bekommen. Ebenso wurde Vorfreude auf die nächsten, hoffentlich bald wieder stattfindenden Literarischen Salons geäußert und ein Vorschlag, Lesungen online durchzuführen. Auch Sorge um die deutsche Buchhandelslandschaft während und nach der Corona-Krise kam zum Ausdruck.

Wir danken allen, die bis jetzt mitgemacht haben und freuen uns über weitere Beteiligung an der Umfrage. Denn – Zitat aus den Bemerkungen der Teilnehmenden: „Lesen bildet!“