Evangelische Akademie Thüringen

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Unsere Jugend – viel zu brav?

Unsere Jugend – viel zu brav? Foto: ©Désirée Reuther
Unsere Jugend – viel zu brav? Foto: ©Désirée Reuther

„Wie politisch dürfen Kirche und Evangelische Jugend sein?“ Diese Frage stellte der Bund der Evangelischen Jugend in Mitteldeutschland am 11. November 2017 bei einem Fachtag in Erfurt. Im Eröffnungsvortrag verdeutlichte Prof. Dr. Manuel Vogel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dass es gute – wenn zum Teil auch zynische – Gründe gebe, unpolitisch zu sein. Dennoch sei es urchristlich, die Hoffnung nicht zu verlieren und sich immer an die Seite der Schwächsten in der Gesellschaft zu stellen, auch wenn das persönliche Nachteile mit sich bringe.
In anschließenden Diskussionsrunden wurde der Vortrag vertieft. Studienleiterin Annika Schreiter leitete eine Diskussionsrunde ein zum Thema: „Unsere Jugend – viel zu brav! Die besondere politische Rolle der Jugend?“. Dabei machte sie deutlich, dass Jugend eigentlich das Gegenteil von brav sein müsste. Historisch gewachsene Vorstellung von „Jugend“ erwarten von dieser nämlich eher Kreativität, Eigenwilligkeit und Protest. Die aktuellen Jugendstudien sprechen aber von einer angepassten, pragmatischen und politisch zwar nicht desinteressierten, aber wenig aktiven Jugend. Jugendliche werden als „politische Avantgarde“ oder „politischer Seismograph“ idealisiert und wissenschaftlich unter Dauerbeobachtung gestellt. Dabei wird selten darüber gesprochen, was die Vorgängergenerationen ihnen (un-)politisch vorlebt. In der Diskussion erklärten jugendliche Teilnehmerinnen, dass es sie frustriere, wenn auf der einen Seite politisches Engagement erwartet wird, ihre Meinung dann aber von Erwachsenen nicht ernst genommen werde. Außerdem ergab sich die Frage, ob nicht brav und unpolitisch sein die leise Revolte der Jugendlichen gegen die Erwartungen der Erwachsenengeneration an sie ist.