Evangelische Akademie Thüringen

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Von Tieren, Zeiten und Archipelen: Was die Wissenschaft zur Zukunft der Inseln zu sagen hat

Die Zukunft der Inseln ist auch eine Frage des Klimawandels. Foto: Thomas Griesbeck on unsplash
Die Zukunft der Inseln ist auch eine Frage des Klimawandels. Foto: Thomas Griesbeck on unsplash

Klein und unbedeutend sind sie nicht, sonst würden sich Wissenschaftlerinnen und Schriftsteller nicht so gerne und ausdauernd mit ihnen beschäftigen… Die Rede ist von den Inseln und ihrer Zukunft. Schon im November widmete sich eine Tagung der Evangelischen Akademie Thüringen unter dem Titel „Niemand ist eine Insel“ den verschiedenen Aspekten von Insularität. Nun fand eine weitere Tagung vom 25. bis 27. Februar am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg zum Thema „Die Zukunft der Inseln“ statt.

Auch Studienleiterin Sabine Zubarik von der Evangelischen Akademie Thüringen war dabei vertreten. Ihr Vortrag „Eins ist immer das letzte. Sterbende Tiere in insularen Räumen der Gegenwartsliteratur“ nahm zwei Texte des amerikanischen Autors T.C. Boyle unter die Lupe: In dem 2011 erschienenen Roman „When the killing’s done“ treten im Kampf um das ökologische Gleichgewicht auf den kalifornischen Northern Channel Islands Artenschutz gegen Tierschutz an und scheitern beide im Verlauf der Erzählung an der Unkontrollierbarkeit anlandender bzw. ausgesetzter und sich ausbreitender Tiere. Der neuere Roman „The Terranauts“ von 2016 erzählt das Experiment eines zweijährigen Einschlusses von acht Personen in das tatsächlich in den 1990er Jahren in Arizona in Betrieb genommene geschlossene künstliche Ökosystem „Biosphere 2“. Auch hier steht das empfindliche Gleichgewicht der tierischen und pflanzlichen Arten, aber auch das der isolierten menschlichen Population im Vordergrund.

Andere Beiträge beschäftigten sich unter anderem mit literarischen Erzählungen zum Great Pacific Garbage Patch, mit den Gründungsszenarien der Seasteadings, mit untergehenden Inseln Ozeaniens in Zeiten des Klimawandels, mit dem Auf- und Untertauchen von Inseln auf Karten und der Poetik abgelegener Inseln oder mit archipelagischen Strukturen des Zusammenlebens. Dabei wurden immer wieder Zuschreibungen diskutiert, mit der die Insel als geographischer Raum, aber auch als Metapher oft fälschlich assoziert wird. So sind manche Inseln weder einsam noch abgelegen, sie fallen nicht aus der Zeit und stehen auch nicht grundsätzlich im Gegensatz zum Kontinentalen.

Die Ergebnisse der Tagung sollen in naher Zukunft in einem Sammelband zusammengefasst werden. Organisiert wurde die Tagung von Roland Borgards, Lena Kugler und Mira Shah im Rahmen des Forschungsprojekts Entangled Island Times, das Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Schwerpunktprogramms Ästhetische Eigenzeiten ist.