Evangelische Akademie Thüringen

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Wenn das Leben anhält

  • Claudia Brand, Leiterin des Medienzentrums der EKM, eröffnete den Augustinerfilmabend. Foto: (c) Zubarik/EAT
    Claudia Brand, Leiterin des Medienzentrums der EKM, eröffnete den Augustinerfilmabend. Foto: (c) Zubarik/EAT
  • Das anschließende Gespräch über den Film begleiteten Christine Mosbach und Marcus Sternberg vom Thüringer Hospiz- und Palliativverband. Foto: (c) Zubarik/EAT
    Das anschließende Gespräch über den Film begleiteten Christine Mosbach und Marcus Sternberg vom Thüringer Hospiz- und Palliativverband. Foto: (c) Zubarik/EAT

Erstaunlich viel Publikum war, angesichts des nicht leicht verdaulichen Themas, zum Augustinerfilmabend am 11. März im Luthersaal des Augustinerklosters zu Erfurt zusammengekommen. Diesmal ging es um die Chronik einer Krebserkrankung, die vom Zeitpunkt der Diagnose bis zum Moment des Sterbens aus der Perspektive der betroffenen Familie nachverfolgt wird.

Der mehrfach ausgezeichnete Film „Halt auf freier Strecke“ von 2011 unter der Regie von Andreas Dresen ist ein Spielfilm, der aufgrund der äußerst authentischen Spielweise, der Auswahl der Darsteller:innen und des offenen Drehbuchs mit vorab kaum festgelegten Dialogen nicht auf dramatische Schockmomente oder romantisierende Erzählung setzt, sondern vielmehr dokumentarischen Charakter hat, ohne faktenüberladen zu wirken. Quasi hautnah bekommt man das emotionale Auf und Ab der Krankheitsbewältigung und die Auswirkungen auf den Familienalltag des Ehepaars und der beiden Kinder mit. Die großen Fragen bleiben dabei nicht außen vor: Wie sagt man es den Kindern, dass der Vater sterben wird, wie den eigenen Eltern? Muss man sich als Angehöriger zusammenreißen oder darf man die eigene Traurigkeit und Wut zeigen?

Beim anschließenden Gespräch ging es zunächst um Aspekte des Films, die die Zuschauenden besonders berührt haben oder mit denen sie persönliche Erfahrungen verbinden konnten. Angesprochen wurde unter anderem die Eingangsszene, in der das Ehepaar vom Arzt die Diagnose des inoperablen Gehirntumors erklärt bekommt, sowie spätere Momente, in denen die Betroffenen von medizinischen, therapeutischen und seelsorgerlichen Fachkräften mal besser, mal schlechter aufgefangen werden. Aber auch die Ermöglichung der häuslichen Pflege und der Sterbebegleitung zu Hause blieb dem Publikum sehr eindrücklich in Erinnerung.

Christine Mosbach und Marcus Sternberg vom Thüringer Hospiz- und Palliativverband, die der Einladung als Gesprächspartner für diesen Augustinerfilmabend gefolgt waren, betonten die Wichtigkeit der Authentizität im Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden, gerade angesichts der eigenen Hilflosigkeit und Überforderung. Zu sagen, dass einem die Worte fehlen, kann für die zwischenmenschliche Beziehung wertvoller sein als eine gutgemeinte Floskel oder zur Schau gestellte Stärke.

Die Veranstaltungsreihe Augustinerfilm ist eine Kooperation des Medienzentrums der EKM, des Augustinerklosters zu Erfurt und der Evangelischen Akademie Thüringen. Der nächste Termin findet am 18. November statt.