Evangelische Akademie Thüringen

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Wut im Bauch, Klima im Kopf

  • Psychologin und Verhaltenstherapeutin Katharina von Bronswijk stellte am 9. Januar 2024 ihr Buch "Klima im Kopf" in der Offenen Arbeit Erfurt vor. Foto: EAT/Fehlberg
    Psychologin und Verhaltenstherapeutin Katharina von Bronswijk stellte am 9. Januar 2024 ihr Buch "Klima im Kopf" in der Offenen Arbeit Erfurt vor. Foto: EAT/Fehlberg
  • Frank Fehlberg von der Evangelischen Akademie Thüringen moderierte die gut besuchte Lesung an. Foto: EAT/Schlachta
    Frank Fehlberg von der Evangelischen Akademie Thüringen moderierte die gut besuchte Lesung an. Foto: EAT/Schlachta
  • Wolfgang Musigmann eröffnete mit einem Zwischenruf der Offenen Arbeit Erfurt das Publikumsgespräch. Foto: EAT/Schlachta
    Wolfgang Musigmann eröffnete mit einem Zwischenruf der Offenen Arbeit Erfurt das Publikumsgespräch. Foto: EAT/Schlachta

Das neue Jahr beginnt angespannt: Arztpraxen, Bauern, Bahner – das Frustpotenzial in der Gesellschaft zeigt die Zähne. Und das völlig zurecht. Genauso berechtigt, wie es auch diejenigen tun, die Blockaden gegen Umweltzerstörung und Klimawandel organisieren.

Sicher sehen sich einige Protestgruppen als ökonomisch „unverzichtbarer“ an als andere. Aber was viele Proteste derzeit eint, ist ihre Verankerung in den zentralen Belangen der Daseinsvorsorge. Es geht an’s Eingemachte: Gesundheit, Ernährung, öffentliche Mobilität, menschen- und lebensfreundliche Umweltbedingungen.

Es geht an’s Eingemachte

Sozialpsychologisch betrachtet geht es um die Grundfrage der Zugehörigkeit. Viele Menschen fühlen sich nicht (mehr) als Teil eines Ganzen, sondern nur noch als Teil unter Teilen. Das kann man durchaus so kalt und mechanistisch verstehen, wie es klingt. „Gleichwertige Lebensverhältnisse“, wie es im Grundgesetz heißt (Art. 72 Abs. 2), sehen wohl die wenigsten als verwirklicht an. Was sich abstrakt und wie eine „magische Formel“ (so der Jurist Christian Waldhoff) mit ungewisser Deutungsreichweite anhört, wird in der sozialen Wirklichkeit zuweilen sehr konkret, lautstark und störend eingefordert.

Am 9. Januar 2024 war Psychologin, Verhaltenstherapeutin und Buchautorin Katharin van Bronswijk bei der Evangelischen Offenen Arbeit Erfurt (OA) zu Gast. Sie stellte ihre Arbeit und ihr Buch Klima im Kopf. Angst, Wut, Hoffnung: Was die ökologische Krise mit uns macht vor. Im Vordergrund der anschließenden Diskussion der rund 50 Anwesenden standen die Einstellungen und Gefühle, die uns in der sozial-ökologischen Frage unserer Zeit bewegen.

Den Buchtitel Klima im Kopf hat van Bronswijk dem gleichnamigen Podcast der Klimagruppe Psychologists for Future entlehnt, in der sie sich engagiert. Gerade vor dem Hintergrund der Häufung etlicher Krisenphänomene in unserer Gesellschaft betonte sie, dass neben die naturwissenschaftliche Klimaforschung eine breite sozialwissenschaftliche Expertise treten müsse, um die Menschen, ihre Erfahrungen und ihre Empfindungen angemessen zu berücksichtigen.

Hoffnung – unaufgeregt, nicht humorbefreit, konstruktiv

Katharina von Bronswijk – angeregt auch durch einen Zwischenruf der OA in Person von Wolfgang Musigmann – verstand es in der Diskussion, auf eine einfühlsame Weise Verdrängung, Ängste und Sorgen aufzunehmen, ohne eine resignative und humorbefreite Stimmung aufkommen zu lassen. Nicht der hohe Anspruch der „Meisterung“, sondern eher die pragmatische „Bewältigung“ der Krisen prägte die konstruktive Atmosphäre des Abends.

Das Fazit fällt hoffnungsvoll bis zuversichtlich aus: Die Frage lautet nicht nur, was die Klimakrise mit uns macht, sondern auch, was wir aus ihr machen.

Die Buchlesung fand in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, RENN.mitte, Zukunftsfähiges Thüringen e.V., der Offenen Arbeit sowie der Evangelischen Akademie statt.