Evangelische Akademie Thüringen

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Wie viel Arbeit ist gesund?

  • Die Arbeitsministerin Heike Werner eröffnet die 4. Thüringer Arbeitszeitkonferenz am 31. März 2017 in Neudietendorf. Foto: © Sebastian Tischer
    Die Arbeitsministerin Heike Werner eröffnet die 4. Thüringer Arbeitszeitkonferenz am 31. März 2017 in Neudietendorf. Foto: © Sebastian Tischer
  • Dr. Karina Becker (l.) und Uwe Schütz (r.) stellen sich nach ihren Impulsvorträgen den Fragen der 70 Tagungsgäste. Foto: © Sebastian Tischer
    Dr. Karina Becker (l.) und Uwe Schütz (r.) stellen sich nach ihren Impulsvorträgen den Fragen der 70 Tagungsgäste. Foto: © Sebastian Tischer
  • Die Tagungsgäste engagieren sich in den Diskussionen in Arbeitsgruppen und im Plenum. Foto: © Sebastian Tischer
    Die Tagungsgäste engagieren sich in den Diskussionen in Arbeitsgruppen und im Plenum. Foto: © Sebastian Tischer

Arbeit gibt Sinn, ist für manche Berufung und ist, Martin Luther zufolge, als der Dienst am Nächsten Gottesdienst. Aber Arbeit macht auch krank, insbesondere wenn sie als wenig sinnerfüllt und belastend wahrgenommen wird. Und Arbeitsdruck, neue Anforderungen durch die Digitalisierung oder auch die längere Lebensarbeitszeit tragen dazu bei, dass die Frage nach gesunder Arbeit ganz neu in den Fokus rückt. Bei der Tagung „Wie viel Arbeit ist gesund?“ am 31. März und 1. April 2017 in Neudietendorf diskutierten 70 Gäste, welche Arbeitszeiten und -bedingungen für die Gesundheit der Beschäftigten förderlich sind. Die Thüringer Arbeitsministerin Heike Werner forderte zu Beginn der Tagung sowohl die „drängende Ungeduld“ als auch den „langen Atem“, um gesunde Rahmenbedingungen für die Arbeitswelt der Zukunft zu gestalten. Dr. Karina Becker von der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschrieb im Anschluss, dass Arbeits- und Gesundheitsschutz durch gesetzliche Regelungen, betriebliche Prozesse und moderne Möglichkeiten der Digitalisierung zunehmend auf die Schultern der Beschäftigten verlagert würden. Uwe Schütz, IG Metall Bezirk Mitte, stellte die Bedürfnisse der Beschäftigten nach planbarer Flexibilität und lebensphasenorientierten Arbeitszeiten dagegen. Der Philosoph Jörg Stadlinger vom Cogito-Institut für Autonomieforschung beschrieb anschaulich, dass Arbeitgeber durch hohe Zielvorgaben die Beschäftigten vor das Dilemma stellen, diese nur auf Kosten ihrer Gesundheit erreichen zu können (z.B. durch regelmäßige Mehrarbeit). Prof. Dr. Michael Behr vom TMASGFF sprach von der „erschöpften Arbeitsgesellschaft“, die die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts in Thüringen bedrohen würde. In Klein- und Arbeitsgruppen wurden denn auch Fragen der Zeitsouveränität, lebensaltersbezogener Tarifverträge und des betrieblichen Gesundheitsmanagements vertieft diskutiert.