Erneut legt die Evangelische Akademie Thüringen mit dem Netzwerk Plurale Ökonomik und in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung ein Programm für junge Ökonominnen und Ökonomen aus dem globalen Süden auf: Das Global Pluralist Economics Training geht in die zweite Runde! Studierende und wissenschaftlicher Nachwuchs aus Ländern des globalen Südens können sich bis zum 10. Juni 2021 online bewerben.
Mit diesem Programm sollen junge Ökonominnen und Aktivisten rund um den Globus dabei bestärkt werden, Wirtschaftswissenschaften neu zu denken und in ihren Ländern plurale ökonomische Bildung zu vermitteln. Dabei geht es um die Überwindung der einseitigen Fokussierung auf die dominierende neoklassische Modellökonomik, die die Volkswirtschaftslehre an den allermeisten Hochschulen prägt. Stattdessen sollten vielmehr die Vielfalt ökonomischer Theorien und die Lösung realer Probleme im Vordergrund der Ausbildung stehen.
Im Rahmen der Ausschreibung werden 15 Trainees gesucht. Sie werden in Online-Kursen geschult, eigene Lokalgruppen aufzubauen, Veranstaltungen zu organisieren und an ihren Universitäten aktiv zu werden. Außerdem werden sie an der Online-Sommerakademie für Plurale Ökonomik (30. Juli bis 6. August 2021) teilnehmen. Auf diese Weise erwerben sie sowohl fachliche als auch organisatorische Fähigkeiten, die sie in die Lage versetzen werden, die ökonomische Lehre in ihren jeweiligen Ländern mitzugestalten.
Wenige der Kolleginnen und Kollegen im Team begleiten die Arbeit der Evangelischen Akademie Thüringen schon so lange wie Petra Dolny. Heute trägt sie als Geschäftsführerin viel Verantwortung, aber angefangen hat es zunächst ganz anders: Im Sommer 2003, nach längerer Pause wegen der drei Kinder, war die Lust auf neue berufliche Herausforderungen groß; die zufällige Möglichkeit, als Praktikantin einmal wöchentlich in der Akademie auszuhelfen, nahm Petra Dolny deshalb sehr gerne an.
Beim Helferjob blieb es nicht lange, schon nach wenigen Monaten wurde daraus eine Stelle als Koordinatorin. Mit dem Leitungswechsel von Thomas Seidel zu Michael Haspel übernahm sie 2006 die Tagungsassistenz des Direktors und damit war auch der spätere Übergang zur Geschäftsführung geebnet. „Eine typische Tellerwäschergeschichte…“, lacht sie und betont, wie wichtig diese Laufbahn für ihre Tätigkeiten heute noch ist: „Dadurch kenne ich alle Arbeitsgänge, weiß, was in den organisatorischen Abläufen – zum Beispiel bei der Vorbereitung einer Tagung – ansteht, welche Aufgabe wieviel Zeitaufwand bedeutet und was noch alles nebenbei bedacht werden muss.“
Und was steht bei der jetzigen Position auf der to-do-Liste? Ganz oben rangiert der Punkt Finanzen und Haushalt. Alles, was mit der Beantragung, Abrechnung und Koordinierung von Drittmitteln zu tun hat, muss über Petra Dolnys Tisch. Aber auch rechtliche Angelegenheiten wie Verträge, Arbeitsschutz und Vorschriften gehören dazu; ebenso die Urlaubs- und Vertretungsplanung, die gesamte Arbeitsorganisation auf Mitarbeitendenebene und seit 16 Jahren die Betreuung der Freiwilligen. Kurz gesagt ist die Geschäftsführung die Schnittstelle, an der die Direktion, das Kollegium der Studienleitenden, Tagungsassistenzen und Verwaltungsmitarbeitende zusammenlaufen.
Auch für Petra Dolny haben Corona und die abrupten Veränderungen im Berufsalltag seit dem letzten Jahr sowohl Negatives als auch Positives, in jedem Fall aber viel Neues gebracht. So konnte sie einerseits einen anderen Arbeitsrhythmus finden, der unabhängig von festen Bürozeiten erlaubte, eigene Lebensorganisation und berufliche Pflichten besser zu verbinden. Andererseits ist es gerade in leitender Position schwierig, den Gesamtüberblick zu behalten, wenn man nicht mehr vor Ort ans Geschehen angeschlossen ist, weil alles im individuellen Home Office stattfindet. Zuhören, über den Gang eine Info rufen, schnell ein Formular herüberreichen… – der gesamte „Flurfunk“ fiel eben weg. „Früher waren die rar gesäten Home Office-Tage etwas Besonderes; jetzt sind es die Bürotage, auf die ich mich besonders freue“, verrät sie. „Es ist lange her, dass ich vor lauter Gewusel in der Akademie die Bürotür zumachen musste.“
Die CDU-Fraktion hat einen Gesetzentwurf zur Änderung des Thüringer Ladenöffnungsgesetzes eingebracht, demzufolge die bisher notwendige Begründung einer geplanten Ladenöffnung (Anlassbezug) an bis zu vier Sonn- und Feiertagen entfallen würde. Weiter soll mit dem Gesetz ermöglicht werden, dass Arbeitnehmende auf eigenen Wunsch auf einen ihrer zwei arbeitsfreien Samstage verzichten und arbeiten gehen können.
In einer Anhörung vor dem Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung des Thüringer Landtags haben am 27. Mai 2021 u.a. Kirchen, Gewerkschaften und die Allianz für den freien Sonntag Thüringen Stellung genommen. „Der Gesetzentwurf wäre ein Rückschritt, denn das vor zehn Jahren eingeführte Arbeitsverbot an zwei Samstagen gibt den Beschäftigten im Einzelhandel Zeit für gemeinsame familiäre Aktivitäten, die sie nicht mehr missen wollen“, betont Holger Lemme, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt der EKM. „Die vorgesehene Streichung des Anlassbezugs bei Sonn- und Feiertagsöffnungen steht darüber hinaus im Widerspruch mit dem Grundgesetz und der höchstrichterlichen Rechtsprechung.“ Die Allianz für den freien Sonntag Thüringen hat die geplante Neuregelung daher abgelehnt.
Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen, wies während der Anhörung darauf hin, dass die Beschäftigten im Einzelhandel häufig in Teilzeit und zu geringen Löhnen arbeiteten – Tarifverträge und höhere Löhne wären die geeigneten Mittel, um ihre Erwerbssituation zu verbessern. Ein zusätzlicher Arbeitstag am Samstag auf Kosten ihrer Familien sei kontraproduktiv.
Die Allianz für den freien Sonntag Thüringen hat anlässlich des 1.700. Jubiläums des freiers Sonntags (es berichteten u.a. Antenne Thüringen und Radio SAW) die Broschüre „22 Abgeordnete für den freien Sonntag“ herausgegeben, in der auch Abgeordnete aus dem Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung den Wert des Sonntags beschreiben. Medienberichterstattung zur Vorstellung der Broschüre gab es u.a. in DIE ZEIT, Die Welt, in der Frankenpost, der Süddeutschen Zeitung und vom Evangelische Pressedienst, aber auch von Coolis und bei n-tv.
Der Sonntag ist ein hohes Gut, das geschützt und erhalten werden muss, denn die gemeinsame wöchentliche Auszeit ist überaus wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft!
Eine junge Frau redet sich in Rage. Sie spricht über die Umweltkatastrophe in Bitterfeld und den Tod ihres jüngeren Bruders, der an Pseudokrupp gelitten hatte. Ort der Rede ist eine Kirche, Rahmen ist ein Gebet. Ein Pfarrer steht auf und beendet es mit einer Schlussbitte. Danach macht er klar: So geht das nicht. Man könne nicht einfach politische Reden halten und mit einem Amen beenden. Der Gruppe, zu der die junge Frau gehört, soll die Verantwortung für die Gebete entzogen werden.
Was in „Die unendliche Leichtigkeit der Revolution“ filmisch gezeigt wird, hat einen historischen Kern: Es ist der Streit zwischen Gruppenmitgliedern und Verantwortlichen in der Kirche um die Friedensgebete in der Nikolaikirche, etliche Monate vor dem Herbst 1989.
„Tu Deinen Mund auf für die Stummen“, so heißt es im Mai-Monatsspruch. Die junge Frau im Film tut genau das. Sie redet für den, der nicht mehr reden kann, für ihren toten Bruder. Und sie zieht ihre Mutter, eine SED-Genossin, Stück für Stück auf ihre Seite. Als die Tochter im Januar 1989 im Stasi-Knast in der Runden Ecke sitzt, traut sie sich zeitgleich zu einer der ersten Demonstrationen auf dem Leipziger Marktplatz.
Warum aber die Intervention der kirchlich Verantwortlichen? Sorge um den religiösen Charakter einer Veranstaltung? Angst vor Kontrollverlust? Druck vom Staat? Das sicher auch. Aber es war noch etwas anderes, was ältere Verantwortliche die jungen Leute von Anfang 20 damals bremsen ließ. Sie selbst, die Älteren, verstanden sich als Mund der Stummen. Sie selbst wollten für jene eintreten, gegenüber dem Staat, stellvertretend. Nur wollten die jungen Leute damals endlich selber reden, agieren, handeln. Und das war seinerzeit – auch auf Seiten der Kirchen – für viele schwer begreiflich. Zu tief saßen patriarchale Muster und der Respekt vor der Macht. Die Emanzipation von der Elterngeneration und der SED-Diktatur leisteten vor allem junge Leute, die weniger Angst hatten als andere.
Als am 9. Oktober 1989 dann 70.000 Menschen in Leipzig über den Ring liefen, war der Machtverlust der SED offensichtlich. Diese Szene muss der Film „Die unendliche Leichtigkeit der Revolution“ nicht mehr zeigen.
Wer in der Vergangenheit Tagungen der Evangelischen Akademie Thüringen besucht hat, kennt sie vermutlich persönlich: unsere Tagungsassistentin Leni Kästner, die seit 2015 als studierte Betriebswirtschaftlerin mit Schwerpunkt Tourismus in der Akademie arbeitet, wo sie sich bei Veranstaltungen um die Gäste kümmert und die Studienleitenden mit technischem und organisatorischem Know-How unterstützt.
Zu keiner Zeit hat sich Leni Kästners Aufgabenfeld so umfassend verändert wie in den letzten 14 Monaten während der Corona-Pandemie. Wir werfen einen Blick ins Büro und fragen nach: Was macht eine Tagungsassistentin im Lockdown und wie sieht ihr Arbeitsalltag mit Online-Veranstaltungen aus?
Ganz ehrlich gibt sie zu: „Das Schönste an meinem Job ist der Kontakt mit den Menschen“. Und genau der wurde auf ein Minimum reduziert. Es gab weniger Telefonate, mehr Emails, und natürlich keine Veranstaltungen in Präsenz, bei denen man in direkte Kommunikation treten, auf anfallende Probleme sofort reagieren und gemeinsam eine Lösung finden konnte. Aber dafür taten sich neue Herausforderungen und andere „Baustellen“ auf. So musste sie sich, wie alle Teammitglieder, auf technischer Ebene weiterbilden, hat sich mit Online-Tools und Software-Funktionen beschäftigt und viele Erfahrungen mit Videoschnitt sammeln können.
Für Leni Kästner wird es im Normalfall immer dann besonders spannend, wenn die Tagungsstätte Zinzendorfhaus von Akademiegästen wimmelt. So gehört zum Beispiel die jährliche internationale Sommerakademie mit über 100 Menschen, die untergebracht, verpflegt und bei Laune gehalten werden wollen, zu ihren Herzensveranstaltungen. Für die Teilnehmenden aus aller Welt gestaltet sie auch mal Exkursionen in Eigenregie und hat zudem die Möglichkeit, Einblick in die diskutierten Themen zu gewinnen und mit vielen interessanten Leuten ins Gespräch zu kommen.
Aber auch der Online-Variante der Sommerakademie – nach dem Erfolg im letzten Jahr wieder für diesen August geplant – kann sie viel abgewinnen: „Es ist ein toller Effekt, dass auch Menschen von weiter her, z.B. aus Lateinamerika oder Afrika, partizipieren können, für die sonst eine Teilnahme mit Reise nicht möglich gewesen wäre.“
Was trotz der Corona-bedingten Veränderungen allerdings gleich geblieben ist: Die Administration will gemacht sein! Auch Online-Konferenzen müssen betreut, Anmeldungen verwaltet, Versände und Mailings verschickt und krankheitsbedingt fehlende Kolleginnen zusätzlich vertreten werden.
Etwas besorgt schaut Leni Kästner auf die nächsten Veranstaltungen, bei denen noch nicht klar ist, welche Maßnahmen beachtet und gegebenenfalls kontrolliert werden müssen. Schließlich ist es nicht angenehm, Gäste nach ihren Testnachweisen zu fragen oder auf fehlende Masken hinzuweisen. „Hoffentlich können wir da bald wieder zur Normalität übergehen“, wünscht sie sich. Und obwohl sie die Online-Meetings im Team durchaus praktisch findet, freut sie sich sehr auf die im Sommer anstehende Klausur in Präsenz: „weil ich es schön fände, mal wieder an einem Tisch zusammenzusitzen und Dinge zu entwickeln.“
„Wir müssen die Bedingungen in der Pflege, in der Fleischindustrie und in der Ernte im Blick behalten.“ Dazu fordert der Evangelische Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt e.V. (KWA) zum Tag der Arbeit auf. „Als Teil der Evangelischen Kirche setzen wir uns stets für gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit ein“, so Gudrun Nolte, Vorsitzende im Dachverband des Kirchlichen Diensts in der Arbeitswelt. „Besonders wichtig ist uns eine nachhaltige und soziale Wirtschaftsordnung. Ohne solidarisches Handeln ist die nicht denkbar.“ Es bedarf weiter große Anstrengungen, prekäre Beschäftigung zu verhindern. Denn prekär beschäftigte Arbeitnehmende erhalten häufig keinen anständigen Lohn. Im Gegenteil, sie zahlen oft einen hohen Preis – insbesondere, wenn ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird.
Daher sind das seit Januar geltende Arbeitsschutzkontrollgesetz und das darin formulierte Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie notwendige erste Schritte. Saisonbeschäftigte in der Landwirtschaft müssen in die Sozialversicherung aufgenommen werden – es ist nicht hinnehmbar, dass es bei weniger als 102 Arbeitstagen in Deutschland keine Versicherungspflicht gibt. In der Altenpflege schien vor wenigen Wochen ein flächendeckender Tarifvertrag zum Greifen nahe. Obwohl er in vielen Bereichen für bessere Arbeitsbedingungen gesorgt und zur sozialen Gerechtigkeit beigetragen hätte, hat die Caritas abgelehnt und die Diakonie keinen Beschluss dazu gefasst.
Das Motto des in wenigen Tagen beginnenden Ökumenischen Kirchentags lautet „Schaut hin“. Genau hinzuschauen steht am Beginn von solidarischem Handeln – und Solidarität ist Zukunft. Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt wird dies auch in Zukunft tun und Missstände und Ungerechtigkeiten im Arbeitskontext nicht hinnehmen.