Einen Job kannst du kündigen, Soldat bleibst du, ob du willst, oder nicht
Was bedeutet es, Soldat zu werden und was, nein zu sagen, gerade in einem Krieg?
Josuah Key, dreifacher Familienvater in den USA wurde Soldat in der Hoffnung auf einen besseren Lebensstandard und mit dem Versprechen, seinen Dienst im zivilen Bereich in den Staaten zu verrichten, bis er in den Irak musste und Zeuge unfassbarer Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung wurde.
In Eritrea gibt es eine 18-monatige Wehrpflicht für Männer und Frauen unter unerträglichsten Bedingungen – das Recht auf Zivildienst gibt es nicht. „Wenn sie dich mit der Trillerpfeife rufen, und du nicht gleich da bist, schlagen Sie dich“, berichtet ein junger Soldat. Sein Asylantrag nach seiner Flucht nach Deutschland wurde abgelehnt.
Seit dem russischen Angriff auf den Donbass im Osten der Ukraine sehen junge Männer sich im Dilemma, in den Westen des Landes zu fliehen, dort als Verräter zu gelten, oder im Osten Soldat zu werden. Sergej, der junge Mann, dessen Zitate vorgetragen wurden, fasst seine Situation zusammen: „Auf beiden Seiten wollten sie mich in den Krieg ziehen an die Front. Dabei wollte ich nie eine Waffe in die Hand nehmen.“ Sein Freund aus Studientagen, Vadim, lebt in Russland. Nun werden beide aufeinander schießen müssen.
Run Soldier Run, das kann man in zwei Versionen lesen: Lauf mit, mach weiter, oder: lauf weg, so schnell du kannst.
Organisiert von Connection e.V. stellten Rudi Friedrich und Talib Richard Vogl im Weimarer „Mon Ami“ Texte von Kriegsdienstverweigerern aus der Türkei, Ukraine, Russland, USA und Eritrea in einer Collage im Wechsel mit Szenen, Gedichten und Liedern in einem zweimal 45-minutigen Programm vor.
Ihre Worte werden noch lange im Gedächtnis bleiben.
Spielen ist zweckfrei, zeitlich und räumlich begrenzt, ein menschliches Grundbedürfnis, fröhlich, regelbasiert, in der Kultur verankert, interaktiv … So oder so ähnlich lauten Definitionen des Begriffes „Spiel“. In der Bildungsarbeit mit Kindern hat Spielen seinen festen Platz. Je älter die Teilnehmenden, desto weniger bedeutsam wird es jedoch. Manch Erwachsener behauptet gar, er spiele gar nicht. Dabei hat Spielen enormes Potenzial, Bildung attraktiver und nachhaltiger zu machen. Wer spielt, kann sich oft sehr gut konzentrieren und ist motiviert, sich auch mit komplexen Zusammenhängen auseinanderzusetzen. Zudem macht Spielen Spaß und Lernen geschieht beiläufig.
Grund genug, sich zu vergegenwärtigen, was mit Spielen in der Jugendbildung alles möglich ist. Am 20. und 21. November trafen sich die Jugendbildner:innen der EKM zu ihrem jährlichen Netzwerktreffen im Kloster Volkenroda. Organisiert wird das Treffen vom Kinder- und Jugendpfarramt der EKM. Der Impuls zum Thema Gamebased Learning in der Jugendbildung kam aus der EAT.
Zum einen ging es darum, wie Spielen und Pädagogik zusammenhängen. Zum anderen wurde natürlich gespielt: Allersleben – ein Spielansatz zur DDR-Geschichte – und das Pen & Paper-Rollenspiel Tiamast zum Thema Grundrechte waren zwei methodische Ansätze aus der Akademie, die nicht nur vorgestellt, sondern auch gleich gemeinsam ausprobiert wurden.
BUT BEAUTIFUL lautete der Titel des Films, der diesmal bei der Veranstaltungsreihe Augustinerfilm gezeigt wurde – und tatsächlich sieht man darin Schönes und Gutes. Die Dokumentation des Filmemachers Erwin Wagenhofer, der unter anderem bekannt ist für seine gesellschaftskritischen Filme We feed the world, Let’s make money und Alphabet, setzt da an, wo andere aufhören – nämlich bei der Feststellung, dass die Menschheit so nicht weitermachen kann und sich dringend etwas ändern muss. Der rote Faden, der sich durch den gesamten Film zieht, ist die Feststellung, das nichts unabhängig existiert. Das gilt sowohl im Schlechten wie auch im Guten: Machen wir die Natur kaputt, leidet zwangsläufig irgendwann die Wirtschaft; erhalten Frauen keine Bildung, schlägt sich das auf die Entwicklung ihrer Lebensgemeinschaft nieder. Im Umkehrschluss ist jede noch so kleine Errungenschaft eines Individuums oder eines Dorfes eine Bereicherung für die Gesellschaft.
Im Zusammenschnitt innovativer Lebensentwürfe von Menschen aus unterschiedlichen Ländern zeigt BUT BEAUTIFUL eine zukunftsfähige Welt: Indische Frauen ohne Schulabschluss, die Solaranlagen für ihr Dorf bauen; Permakultur-Visionäre auf La Palma, die Ödland in neues Grün verwandeln; ein Förster in Österreich, der die gesündesten Häuser der Welt entwickelt; Musiker:innen, die uns den Klang der Schönheit vermitteln und die Weisheit des Dalai Lama und seiner Schwester. BUT BEAUTIFUL verbindet sie alle zu der hoffnungsvollen Botschaft, dass ein Umdenken möglich ist. Wenn wir anfangen, uns und unser Leben zu verändern, so ändern wir auch die Welt.
Um die 70 Personen waren zur Filmvorführung am 20. November im Augustinerkloster zu Erfurt zusammengekommen, um sich inspirieren zu lassen. Der Augustinerfilm ist eine Kooperation des Medienzentrums der EKM, des Augustinerklosters zu Erfurt und der Evangelischen Akademie Thüringen und findet mehrmals im Jahr statt. Die nächsten Termine der Reihe sind der 11. März und der 18. November 2024.
Migration aus und nach Ostdeutschland – dieses Phänomen ist keineswegs so neu, wie es die Kriege in der Ukraine, Syrien und Libyen oder die Armut und Perspektivlosigkeit in Nord- und Zentralafrika uns vor Augen führen. Die Debatten um Zu- und Einwanderung sind so alt wie das Ende des Zweiten Weltkriegs, als etwa 700.000 vertriebene Deutsche aus dem Osten des Deutschen Reiches allein nach Thüringen flüchteten. „In den Westen machen“ blieb zu DDR-Zeiten für viele Verfolgte und Unfreie die einzige Option. Heute betonen selbstbewusste „Viet-Ostdeutsche“ wie die Leipziger Journalistin Nhi Le, dass auch die DDR Zuwanderung kannte und die Geschehnisse von Rostock Lichtenhagen 1992 nicht als Statement „typisch“ ostdeutschen Fremdenhasses stehenbleiben dürfen.
Geschichte und Gegenwart von Migration in DDR und Ostdeutschland diskutierten am 15. November 2023 Dr. Uta Bretschneider (Zeitgeschichtliches Forum Leipzig), Doreen Denstädt (Thüringer Ministerin für Migration, Justiz und Verbraucherschutz), Elisa Calzolari (MigraNetz Thüringen) und Dr. Egon Primas (Bund der Vertriebenen Thüringen) in der Stadtbibliothek Jakobikirche in Mühlhausen. Die Podiumsdiskussion war Teil des Kooperationsprojekts Land. Wirtschaft. Kollektiv. der Evangelischen Akademie Thüringen, dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Thüringer Staatskanzlei.
Vertriebene Deutsche: Das lange Ankommen in einer „kalten Heimat“
Integration auf dem „platten Lande“ spielte nach dem Zweiten Weltkrieg eine ungleich größere Rolle als heute. Mit 23 % waren fast ein Viertel der Bevölkerung nach dem Krieg Neuthüringer. Integration war nicht die Sache von professionellen Sozialkräften, Behörden und Zivilgesellschaft. Mitmenschen im Alltag und in (zwangs-)kollektivistisch geprägten Arbeitsstrukturen in Bergbau, Industrie und Landwirtschaft bewerkstelligten ein bescheidenes Ankommen. Oft genug sorgten sie mit ablehnender Haltung aber auch für eine „kalte Heimat“ (so der Historiker Andreas Kossert in seinem gleichnamigen Buch). Schon die anfängliche Einquartierung der ankommenden „Umsiedler“, wie sie in der DDR verschleiernd von staatlichen Stellen etikettiert wurden, spielte sich im kriegs- und reparationsbetroffenen Ostdeutschland ungleich dramatischer ab, als es heute und selbst in winterlichen Zeltlagern 2015 zu beobachten war.
Ländliche Räume waren schon deshalb als Integrationsort zentral, weil der Krieg dort Infrastrukturen weitestgehend intakt gelassen hatte und eine bessere Lebensmittelversorgung und Arbeitskraftnachfrage gegeben waren. Ein Zeitzeuge im Publikum berichtete von einer Zwangseinquartierung auf seinem heimatlichen Vier-Seiten-Hof noch vor der DDR-Gründung 1949. Vertreter der sowjetischen Militäradministration seien auf den Hof gekommen, hätten die vorhandenen bewohnbaren Räume aufgenommen und schließlich über die Köpfe der heimischen Bewohner hinweg die Einquartierung von drei weiteren Familien angeordnet. Erst Ende der 1950-er Jahre habe die letzte dieser Familien den Hof in Richtung eigene Wohnung verlassen. Der persönliche Kontakt aber werde teilweise bis heute gepflegt.
Migrationsministerin Doreen Denstädt: Integration kann nicht befohlen werden
Die Thüringer Ministerin für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, Doreen Denstädt, betonte, dass in die Debatten über Migration in Ostdeutschland „mehr Kontext“ gehöre. Unter Hinweis auf ihre eigene Biografie sprach sie die Vielfalt der individuellen Hintergründe an. Man solle sich durchaus nicht scheuen, auch einfach mal persönlich nach Herkunftskonstellationen zu fragen, um das Gegenüber nicht blind in eine Schublade zu stecken. Denstädt berichtete von den Erfahrungen in ihrer eigenen Familie – von der Gefangenschaft des Urgroßvaters in Sibirien unter den Sowjets bis zum Austausch der DDR mit „sozialistischen Brudervölkern“ jenseits der „Vertragsarbeit“. Denstädts Vater war als Student aus Tansania in die DDR gekommen.
Die Geschichte der Vertriebenen sei immer noch unzureichend aufgearbeitet, zumal in Hinblick auf die heutigen Herausforderungen, so die Ministerin weiter. Sie gestand ein, dass derzeit vieles besser laufen könnte, die Aufgaben von Unterbringung bis Eingliederung nicht eben die leichtesten seien. Wenn es auch abstrakte Gemeinsamkeiten von Migrationsbewegungen gebe, bedeute das nicht, dass alle historischen Situationen und Ereignisse einfach vergleichbar und gleich zu behandeln seien. Eine „Integration“ auf Anordnung, wie nach dem Zweiten Weltkrieg, könne es heute in einer freiheitlichen Ordnung nicht mehr geben.
Egon Primas: Von „Gastarbeitern“ in Westdeutschland wurden auch keine Deutschkenntnisse verlangt
Die Diskussionsrunde in Mühlhausen hat Mut gemacht, sich auf den beiden Feldern Migration und Entwicklung ländlicher Lebensräume nicht die Perspektiven nehmen zu lassen. Die Chancen liegen darin, aktiv zu werden und beide Probleme sinnvollerweise gemeinsam in den Blick zu nehmen. Dabei wurde nicht nur auf individuelles Einbringen, ehrenamtliches Engagement und zivilgesellschaftliche Ankommens- und Einbindungsanstrengungen Bezug genommen. Von Seiten des Publikums kam mehrfach die nachdrückliche Forderung, der Staat müsse endlich wieder handlungsfähiger werden und Bürokratie- und Verwaltungshürden abbauen. Vielerorts verhinderten Organisations- und Durchgriffsschwächen praktikable Lösungen, um Möglichkeiten und Wege zu eröffnen.
Insbesondere die Integration durch Arbeit, darauf wies Egon Primas eindringlich hin, müsse erheblich vereinfacht und beschleunigt werden. Seien die einstmals vertriebenen Deutschen noch Binnenflüchtlinge gewesen, was die Integration zumindest kulturell leichter gemacht hätte, müsse heutzutage mit mehr Augenmaß für die Gegebenheiten gehandelt werden. So gehörten die Voraussetzung von Deutschkenntnissen für die Arbeitsaufnahme und die fehlenden Anreize zur Erwerbsarbeit etwa für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auf den Prüfstand.
Wieso werden Religionen in Videospielen so oft antagonistisch dargestellt?
Und wieso tun Games sich allgemein dabei schwer, Religionen darzustellen?
Diese Fragen haben wir uns am 7. November 2023 bei dem Event „Deus ex Machina“ gestellt. Es fand statt in einem Online-Bildungs-Haus der EKM, das wie ein echtes Tagungshaus aufgebaut ist. Es funktioniert ähnlich wie ein Computerspiel, da die Teilnehmer von Raum zu Raum gehen und miteinander reden, Präsentationen halten, und Klebezettel beschreiben und kleben konnten. Sogar Pausenräume gab es, in denen sich entspannt werden konnte.
In einem Vortrag von Thilo Eisermann über religiöse Fragen in Games wurde über Videospiele als Kulturgut und religiöse Aspekte in Videospielen gesprochen. Thilo Eisermann doziert an der Filmuniversität Babelsberg und ist darüber hinaus beim Institut Spawnpoint, ein Institut für Spiele- und Medienkultur, tätig. Die Ergebnisse waren aufschlussreich und zeigten, warum Videospiele als Kulturgut angesehen werden und welche Bezüge sie zu Religion enthalten. Er erwähnte, dass Videospiele einen großen Einfluss auf die Gesellschaft haben und dass es daher wichtig ist, mehr über die Relevanz von Religion in ihnen zu erfahren.
Andreas Erdmann, Informatiker und Gemeindepfarrer der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und Online-Pfarrer, auch genannt Pfarrer für Kirche im digitalen Raum, stellte eine Website für Kinder vor namens „Kirche entdecken“. Diese ist eine Ressource für Religionsbildung, die das Interesse bei Kindern wecken soll und Ihnen einen Einblick in das Thema gibt, indem es ihnen interaktiv nahegebracht wird. ein interaktives Konzept von Religion bietet.
Danach wurden drei Videospiele vorgestellt. Das erste Spiel trug den Namen „Pentiment“ und wurde von Thilo Eisermann erläutert. „Pentiment“ ist ein textlastiges Abenteuer-Rollenspiel, welches im Mittelalter spielt und sich viel um religiöse Fragen der damaligen Zeit dreht. Mit 19 möglichen Enden ist es sehr vielseitig. Als nächstes wurde das Game „One Shot“ von Karsten Kopjar, Medientheologe der EKM, gezeigt. Das Abenteuer-Puzzle-Game ist liebevoll gestaltet und sehr atmosphärisch. Die Spieler:innen nehmen in diesem Game die Rolle einer Art Gott ein und der Hauptcharakter, durch die spielende Person gesteuert, ist eine Art Messias. Das letzte vorgestellte Spiel trägt den Titel „One of 500“. Vorgestellt wurde es von Amin Joshua und entwickelt wird es von seinem Game Studio „Lightword Productions“ aus Stuttgart/Ludwigsburg. Es ist ein Story-basiertes Adventure-Game, bei dem es darum geht, die Geschichte rund um Jesus von Nazareth aus der Perspektive eines Fischerjungen nachzuerleben.
Die Teilnehmenden haben bei diesem Workshop viel gelernt und das digitale Bildungshaus hat sich als funktionierend und eindrucksvoll bewiesen.
„Gewissheiten sind keine Gewissheiten mehr,“ beschrieben die Veranstalter in der Ankündigung des Kongresses das derzeitige Lebensgefühl vieler Menschen. Durch die vielen Krisen scheint wenig planbar, und der gesellschaftliche Diskurs wird – längst nicht nur im Netz – immer aggressiver. Die großen Versprechen der Demokratie von Gleichheit und Wohlstand seien vielfach nicht mehr glaubwürdig und das Vertrauen, dass demokratische Verfahren hier Abhilfe schaffen können, schwinde zusehends. So sprach PD Dr. Veith Selk, TU Darmstadt, gar von einer „Demokratiedämmerung“. Prof. Dr. Naika Foroutan, Leiterin des Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung, forderte in der Auftaktveranstaltung ein Abrüsten der gesellschaftlichen Auseinandersetzung: „Wie kommen wir weg vom mutwilligen, gehässigen maximalen Missverstehen? Dem Wegdrängen des Anderen ins Extremistische?“
Die dafür nötigen Handwerkszeuge wie Ambiguitätstoleranz, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel oder auch die Vermittlung demokratischer Werte sind zentrale Aufgaben der politischen Bildung. Angesichts der eher düsteren Gegenwartsanalyse des Bundeskongresses scheint sie daher umso notwendiger, um zu positiven Zukunftserzählungen zu kommen. Dass die geplanten Mittelkürzungen im Bundeshaushalt bei der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Kinder- und Jugendplan des Bundes dem entgegenstehen, war an vielen Stellen Thema.
Neben düsteren Analysen, wissenschaftlichen Diskursen und Protestaktionen gegen die Kürzungen gab es eine Menge Praxiseinblicke. Die Ev. Akademie Thüringen war mit einem Workshop gemeinsam mit dem CJD dabei und stellte ein Forumtheater-Projekt mit Jugendlichen mit Beeinträchtigungen vor.